Herbst-Tages-und-Nachtgleiche
Ich finde mich wieder in einem kuschelig warmen Altweibersommer und sehe mit Verwunderung um mich. Ja, ich bin verwirrt!
Ist das nur hier in der Stadt so? Wie sind nur alle drauf? Ich dachte, das gibt sich noch, die finden sich schon ein, doch nein, Fehlanzeige. So frustriert und aggressiv - vor allem die, die gar keinen finanziellen Verlust erlitten hatten? Ist ihr Leben wirklich so eingeschränkt worden?
Manche haben vor lauter Abenteuerlust wohl wirklich kein echtes Leben mehr. Nie Zeit. Angefixt von Werbekatalogen hoppeln sie wie süchtig ihren Urlauben hinterher, können nicht einmal ein halbes Jahr die Füße still halten.
Nur als kleines Beispiel Lüneburg (nicht irgendwo, nö, hier bei uns in Deutschland), wo eine bekannte Firma Allgemeingut namens Wasser (Grundwasser!) abzapft, um es den Bürgern dann wieder überteuert und zuckerbraun gefärbt wiederzuverkaufen.
Oder die Gröhldödel, die wieder in die Stadien gehen... Ja, ich höre schon auf, könnte aber stuuundenlang zetern... könnte ich.
So wird immer weiter und emsig umverteilt, schön nach größter Lobbygruppe. Kurzarbeitergeld, ah, ja, noch bis Ende nächsten Jahres - die Arbeitslosenzahlen sehen so verfälscht ja viel besser aus, schon gar vor den Wahlen, und die Insolvenz-Offenbarung ist ja auch erst einmal vertagt.
Milliarden werden gerade verschoben. Und dort, ah, da wird erst den "Helden des Alltags" applaudiert, ja, denen, die den Laden am Laufen hielten, also wohl auch als erstes "geopfert" worden wären, doch nun wird dem öffentlichen Dienst die lange Nase gedreht. Ein kleiner Tritt den Aufmüpfigen.
Ja, aber jetzt hör´ ich wirklich auf.
Was bin ich da froh um eine bewahrte kleine Unabhängigkeit. Um meine Biomärkte, die bunten Stände der Ackerhelden, Gott sei Dank auch noch/wieder und vorsichtig Flohmärkte, und um einen Lebensstil, nicht nur auf das ganze Chichi zu verzichten - sondern es gar nicht nötig zu haben.
Ich feiere statt dessen fröhlich und quietschvergnügt meine Herbst-Tages-und Nachtgleiche! Jawohl, so nämlich! Bien sur!
Dankbarkeit
Ach, so dankbar und fröhlich war ich diese letzten, so mild warmen Tage. So reich wurde ich beschenkt!
Sonnendurchglüht und frisch vom Bioacker fanden wie immer zu dieser Zeit die "Vorratskräuter" ihren Weg in meine Küche.
Ich brauche für meine Zubereitungen unter anderem auch einige Kräuter, die sich hervorragend durch Trocknen haltbar machen lassen. Zitronenthymian, Lorbeer und Rosmarin sind hier unter anderem seit Jahren meine Favoriten.
Viel brauche ich ja wirklich nicht mehr, haben wir uns unser Nest doch über all die Jahre so liebevoll einrichten können... Doch DAS, was ich da so passend ergatterte, das hatte ich mir nun wirklich nicht erhofft.
Einst aus Avignon kamen hier zwei derart perfekte Kerlchen zu mir, oh, so herrlich für meine Kräuter. Diese sprechen dann auch sicher französisch, öm, will heißen, das darin dient letztlich dann der Haute Cuisine ;)?
Ja, und sind die nicht auch eigentlich und üüüberhaupt mediterranen Ursprungs? Bei diesem Gedanken stiegen vor meinen Augen plötzlich Bilder dieses unglaublichen Papstpalastes in Avignon auf und auch Bilder von Kräutergärten der Klöster, während ich selig meine Kräuter bündelte, die nun überall herumhängen...
(ANMERKUNG: Es lohnte sich zu recherchieren, denn die Abbaye Saint André samt Kräutergärten liegt tatsächlich gegenüber dem Papstpalast)
Eben diese Gläser sind es nun also, in der Größe genau richtig für meinen kleinen, ausgeklügelten Wintervorrat. Eines für meinen Thymian und ein größeres für die Rosmarinzweige, die hier noch so richtig authentisch zum Trocknen hängen.
Ich bin ja nicht mehr so materialistisch drauf, wie Ihr ja wisst, eher reduziere ich, doch hierüber bin ich beinahe aus lauter Freude vor dem Stand des Freundes herumgehoppst! Doch das wäre nun wirklich ein wenig desorientiert herübergekommen, zumal mit Schnutenpulli (Maske), langem Kleid und meinen unvermeidlichen Glitzersandalen, oiii...
Ach, aber ich war wirklich selig, meine September"routine" nun so krönen zu können. Ich kann gar nicht erwarten, bis die guten Kräutergeistlein in ihre Flaschen wandern... Dies, um dann so schön verstöpselt zu werden:
Nicht nur die eingeschliffenen Stöpsel haben es mir angetan, sondern auch die Patina der beiden Flaschen. Sogar Grau ist dabei - gedankt einer Oxidation, entstanden über so viele Jahre hinweg...
Eine Doppelseitenkiste für unsere Seifen. Auch das war ein lange gehegter gehegter Wunsch von mir. Vorne wie hinten mit schöner Schließe, jawohl, ganz raffiniert und mit wahrlich märchenhafter Patina, hatte diese Kiste mich nach so langer Zeit "gefunden" - um nun bestückt mit meinen Lorbeerölseifen ins Bad zu wandern...
Der Eichhörnchenmond des September, ja, bei mir trifft dies zu - mit all der fröhlichen Emsigkeit.
Die Vorräte werden noch ein wenig anschwellen in meiner Kammer; doch ein fulminanter Auftakt ist gemacht.
Wie? Nur eine olle Kiste, zwei alte Flaschen und ein paar Kerzen?
Nun ja, wie man es eben sieht - es kommt schließlich darauf an, was man damit macht und wie man es lebt, n´est-ce pas? Oder sollte ich sagen, DASS man es lebt?
Warum nicht ´mal ´ne Nummer kleiner, und dies dann so richtig genießen und erleben? In Achtsamkeit? Unser Heim jedenfalls, das durchzieht nun der Duft von frisch gegossenen Kerzen und von Kräutern, von Pflaumenmus und Zimt...
Wie ist es da bei Euch im September? Habt Ihr auch typische September-Rituale?
Ich hoffe von Herzen, Ihr genießt diese Zeit auch so - trotz allem, was da so um uns herum tobt. Lasst Euch ganz dolle drücken.
Eure Méa,
ganz das selige Eichhörnchen aus dem Kräutergarten ;)
Klickbild zum Septembermond:
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