Eines Sommers fand ich meine Menschen...
und Jahre später mich
Wie schmeckt der Juli?
Nach Erdbeeren?
Ah, aber der Vormonat Juni schmeckt doch schon nach ihnen...
Nein, kein Zweifel mehr, für mich sind es schwarze Johannisbeeren,
nach denen der Juli schmeckt!
Bereits als kleines Kind haben die mich so sehr fasziniert - diese Farbe!
Erst schwarz, dann das stark duftende Aroma des Aufbrechens,
etwas herrlich Herbes darin,
und schließlich das Unglaubliche.
Kindheitsseligkeit und verschmierte Münder...
Oh ja, diese kleinen schwarzen "Kullern",
immer mal ein wenig klebrig.
Die,
über die so gerne die schwarzen Ameisen krabbeln,
deren Leiber selbst ganz winzige kleine Kullern waren...
Sommer.
Ich habe mir ein wenig Sommer heimgeholt vom Marktstand.
Ich brauche keinen Ersatzluxus, ich habe echten.
Erst jetzt fällt mir auf, welch starke Erinnerungen ich auf einmal wieder an "den Sommer" habe -
an die vielen vielen Sommer meines Lebens.
Liegt es an dem "provençeligeren" Leben, das ich nun führe?
Fast bin ich mir sicher.
Ich habe hierdurch all diese unschätzbar kostbaren Gefühle wiederbelebt,
die mich und all die Leerräume mit entsprechender Energie füllen.
Glatt, als bin ich hierdurch in eine Zeitschleife geraten und werde in meine Kindheit zurückgeführt.
In die Zeit, als ich noch nicht gehirngewaschen war von den Armeen der Medien,
die so laut "Wachstum, Wachstum" rufen, wie es Krebszellen wohl auch tun.
Nein, echtes Wachstum hat nichts mit Wuchern und Bereichern zu tun,
das auf Dauer nur zerstört -
sondern mit einem Wachstum wie im Juni und einem anschließenden Reifen,
wie es im Juli beginnt.
Aber seltsam, was den Juli betrifft,
sind es immer Bilder von diesen wenigen flirrend heißen Tagen.
Vielleicht liegt dies daran, dass es in dieser kleinen seligen Zeit eben auch ganz anders war.
Nichts ging mehr wie sonst -
und das Leben bekam eine freiere, südlichere Art zu leben,
soooo heiß...
Genau diese Tage haben einen intensiven und besonderen Eindruck in mir hinterlassen.
Es zog mich mit Macht hinaus in die Freiheit,
ich war so viel unterwegs,
auch wenn mich draußen die Hitze erbarmungslos attackierte.
Fichtennadelduft strömt betäubend aus dem Erdreich,
als ich wieder durch die Wälder meiner Kindheit laufe,
und da höre ich beinahe wieder das Summen und Brummen am Rand von Bahngeleisen,
überwuchert von Brombeerranken,
undurchdringlich.
Nur ich kenne die Schleichwege...
Der Mohn aber, so zart und flüchtig wie kaum etwas anderes,
ist mir wie ein Symbol beider Sommermonate zugleich.
Wenn er sich in den flachsfarbenen Getreidefeldern und an deren Rand mit seinem Leuchten bemerkbar machte,
was für eine Freude war mir das!
Ja, wie ein kleines Lachen, diese fröhlichen Farbkleckse hier und dort.
Glatt wie ein kleiner Triumph.
Klatschmohn hieß er bei uns -
und er klatschte dem Sommer Applaus.
So schnell erblüht, und so schnell verblüht,
die zarten, seidigen Blätter ein Wunder.
Geschlüpft wie aus einem Kokon,
seidig und buttrig zugleich -
wie die Flügelchen der Schmetterlinge,
die ja auch nicht umsonst "butterflies" genannt werden.
Juni &Juli,
die beiden Schmetterlingsflügel des Jahres -
in ihrer Mitte der Mittsommer.
Der schnelllebige Mohn spiegelt es mir:
Aus der Knospe wurde die Blüte,
die nun anfängt zu reifen im Fruchtstand.
Die Zeit vergeht rasend schnell,
das Jahresrad hat Höchstgeschwindigkeit.
Im Herbst dann werden es die trockenen, raschelnden Kapseln sein,
die die nächste Saat wie feinen grauen Sand verstreuen.
Das großeWunder
Gerade jetzt erinnere mich auch so gerne an all die Wunder,
die mir in dieser Zeit widerfuhren.
Heute erst begreife ich in vollem Umfang, wie groß sie wirklich waren...
Ich fühlte mich als Kind seltsam zerrissen.
Fand mich nicht wieder in dieser Welt.
Und ich musste ´was machen.
Immer!
Häkeln, stricken, weben, sticken.
Was habe ich nicht alles gemacht...
Als ich eine Lehmgrube im Wald fand, begann das Modellieren.
Und das Malen hatte auch seinen Platz, natürlich.
(Keine Angst, ich gehe NICHT unter die Maler,
meine Staffelei habe ich längst verkauft.)
Hier aber bin ich gemalt worden,
als ganz ganz junge Méa,
ein sehr großes Bild...
Das bin ich, gemalt von Saad el Girgawi
... denn ich habe einst Modell gesessen.
Bei einem Maler, der mir wie ein Papa war,
ein so wunderbarer, ein berühmter Mann,
verheiratet mit einer noch wunderbareren Frau.
Sie hatten keinerlei Dünkel.
Was habe ich diesen beiden Menschen doch alles zu verdanken...
Dieses Ölbild schenkte er mir obendrein zu meinem 18. Geburtstag:
Ein Portrait von mir, gemalt von ihm - was für ein Geschenk!
Er liebte die Farben des Orients,
ich wollte es blasser,
so hat er zumindest das Halstuch stärker coloriert.
Mit grimmiger Miene über die "Wasserleiche", hahaha :)))
Und Du meine Güte, was war ich als Kind beeindruckt,
dass er da doch tatsächlich einmal Miss Marple auf dem Schoß hatte!!!
Jawohl, ist die echte :), Dame Margaret Rutherford.
Saad el Girgawi - der Mann aus Girga.
|
Rated third in an exhibition of international artists of the cultural association "Cercle des Arts de Paris" in Paris, 1996, Museé du Louvre |
Kostbare Jahre, die ich mit ihnen sein durfte -
und diese Jahre meiner Jugend prägten mich.
Ich und Saad bei einer Kunstausstellung - da wurde ich "aufgehängt", hihi
Pressefoto Ausstellung / Maria Ward
Ach,
und ich "stritt" mit ihm (machten wir leidenschaftlich gerne),
ob es denn nicht verstümmle,
Kunst zu studieren,
ob man sich nicht etwas wegnimmt an Spontaneität,
statt einfach autodidaktisch aus dem Inneren loszulegen.
Nun, er fand das nicht.
"Um ein Gesetz zu brechen,
muss man es kennen!
Erst muss man laufen lernen, dann tanzen,
sonst fällt auf, wie sagt man, auf die Nase, ja?"
Ich liebte es, wenn er hinter seine Sätze dieses "ja" anhängte ;)!
Doch eines, da hat er mich so überrascht.
Ich habe beim Malen oft mit den Aquarellfarben herumgemoscht.
Will heißen, bin verschwenderisch damit umgegangen und habe sie ganz anders verwendet, als es ihr lichtes, wässriges "Naturell" gewesen wäre.
Ja, ich habe sie regelrecht "vergewaltigt" (O-Ton Saad),
weil ich damals eben noch von nix wusste...
Und da wird der Saad ausgezeichnet,
als Drittbester in der Ausstellung internationaler Künstler des erlauchten Zirkels der Kunst in Paris, im Musée du Louvre, mein Gott (!)...
Und was sagte er da, als sie ihn fragten,
das so hoch ausgezeichnete Gemälde sei zwar ein Aquarell,
erinnere aber verblüffender Weise an ein Ölbild?
Er sagte:
"... ich habe mich einfach nicht an die Vorschriften der Aquarelltechnik gehalten..."
Na, ob er da nicht innerlich schallend gelacht hat -
oder zumindest grinsend seinen Kopf über ein doch so vorlautes Mädchen geschüttelt hat...
Und es entstand ... ein ganzesLebensbild
So saugte ich seit meinem elften Lebensjahr Kunst und ein doch "etwas anderes Leben" auf wie ein Schwamm,
der am Austrocknen gewesen war.
Auch in puncto Ökologie, Lebensweise,
Lebensfreude und Politik.
Wie haben mich die Gedanken der wunderbaren Rose doch geprägt,
der Frau des Malers,
die sich oft in mütterlicher Fürsorge dem verqueren und suchenden Mädchen, das ich war, annahm.
Und der vielen Katzen, die auch so verloren gewesen waren und hier Zuflucht bekamen...
Ach, es war wundervoll!!!
Und wenn ich "unbequem" wurde, wie ein Katze so wehrhaft,
dann bestärkte mich Rose.
Hier begegneten mir unendliche Geduld und Wertschätzung,
die ich vorher nicht kannte.
Seitdem war ich "infiziert", und ich könnte heute nicht mehr ohne Schreiben oder sonstig kreatives Werkeln leben.
Und wenn es nur ein kreatives Gericht ist, das ich aus den Zutaten vom Markt zaubere.
Ein Gedicht, das ich schreibe, ein weiteres Buch,
während ich glatt das Klappern von Roses Schreibmaschine zu hören meine.
Etwas Neues, Verrücktes, Besonderes erschaffen, ganz egal, was.
Und schon gar nicht Norm.
So etwas Seltsames, wie eine aufgebrochene Wand zu zaubern, nicht wahr?
Ja, ich glaube, das vor allem formte mich zu der Méa, die ich letztlich geworden bin.
Keine große Künstlerin, nö,
aber eine vollkommen begeisterte :))))!
In einem möglichst bewussten Leben,
in dem ich die Flagge für meine Werte hochzuhalten versuche -
auch mal ganz ohne Maulkorb.
Ich habe übrigens nur wenige meiner kleinen Kitsch-Machwerke aufgehoben.
Vorerst, die kommen auch noch weg, denn DAS ist nicht meine Zunft.
Auch wenn Saad mir da immer Mut machte und mich oft über den wilden Schneider lobte,
der Liebe.
Doch ich sah schon wohl,
dass dies gerade einmal das Niveau einer braven Kunstschülerin in einer Schule erreichte,
und vielleicht nicht mal das,
oi,
das war so typisch Mädchen und völlig banal,
nein, das habe ich sein lassen!
Eine richtige Malerin würde ich nie, das wusste ich schnell...
Dazu fehlte einfach das "Gewisse" -
und das Zweidimensionale mochte ich irgendwie nicht.
Es fehlte mir hier die Energie, die Kunst ausströmen sollte,
die KRAFT.
Bei Saads Bildern dagegen konnte man das immer und absolut spüren.
Leben pur.
Und in puncto vorher planen (Blattaufteilung, ne?), nun...,
das ist dann auch wirklich nicht meins,
ja, unterirdisch.
Na... Heute mache ich ´mal lieber SCHWINGEN!
;)
Ziemlich besch...eiden, ne?
Ich habe nur ein einziges, wirklich gutes Bild gemalt.
Bezeichnenderweise aber können wir es nicht mehr finden.
HÖM!
Mein Holz-Pferd aber, das fand Saad damals so richtig klasse.
Die Anfänge hat er noch mitbekommen,
und er als Maler und Bildhauer sah, dass ich mich in drei Dimensionen
tatsächlich viel wohler fühlte.
Er hat sogar richtig gestaunt - denn da war das Leben plötzlich drin!
Na, Ihr könnt Euch vorstellen, wie ich DA gewachsen bin...
So gibt es also Bilder, auf denen die ist, die ich früher war.
Oft verquer, meist ungestüm und manchmal auch verzweifelt suchend.
Heute bin ich eine ganz andere,
aber der Keimling und seine Anlagen, sozusagen mein Wesenskern,
waren da schon ganz stark in mir.
Und ich, früher innerlich so zerrissen, habe den Nährboden gesucht, gefunden und durfte Kraft bekommen!
All das wurde mir diese Tage wie mit einem Paukenschlag bewusst -
und ergab plötzlich ein ganzheitliches Bild,
in das sich alle Erinnerungen und Eindrücke meiner Jugend fügten.
Ein ganzes Lebensbild!
So ist in mir ein unbeschreibliches Gefühl des Erwachens -
im warmen Sommer, der mich auffängt und noch Kraft dazu schenkt.
Dies alles, während nun unser Sohn versucht,
sein "nachschulisches Leben" anzubahnen...
Er hat bereits eine viel klarere Vorstellung.
Ich hoffe, Euch geht es auch so in diesen Tagen,
dass das Goldene,
ruhig auch vom Pinsel der Zeit verklärt,
wie ein Schatz in Euch aufsteigt,
um ganz bewusst zu werden.
Trotz allem, was gerade in der Welt passiert -
nein, GERADE deshalb!
Eure sommerliche Méa,
in deren Seele ein immer deutlicheres Lebensbild und ein Begreifen aufleuchtet -
behütet und beschützt vor dummen, gerade gängigen Normen und Vergleichen.
Einmal durchschaut, kann ich mich nun gut gegen sie behaupten.
Ansonsten werde ich auch hier zunehmend wieder eifriges, bewertungsfreies Kind :).
Ein stolzes.
Post Postum: Guckt doch mal, selbst im Biosupermarkt werden nun auch "nonkonforme" Kerlchen akzeptiert! Ist das schön?
Und sie sind oberlecker, ich kann´s Euch sagen ;)))
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